Sandwirth
Tradition und Wohltätigkeit im Sandwirth

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Die Drahrer stellen ein ganz besonderes Kapitel unserer Sandwirth-Geschichte dar, das sich von 1900 bis 1954 erstreckte.

Die sogenannte „Drahrer-Runde“ prägte jahrzehntelang das gesellschaftliche Leben in Klagenfurt und war nicht nur eine Stammtisch-Runde, sondern ein wohltätiger Verein, der unzähligen Kindern aus armen Verhältnissen half.

Man traf sich regelmäßig am sogenannten Drahrer-Tisch – einem Stammtisch im Sandwirth.  Um Spenden für den guten Zweck zu sammeln, hämmerten die Mitglieder ihre Unterschriften mit kleinen Nägeln in den Tisch.  Jeder Nagel bedeutete eine Geldspende. Die aufwendig mit Nägeln ausgearbeiteten Unterschriften auf dem Tisch zeugen noch heute von dieser Zeit des Gebens und Teilens.

Der historische Tisch steht nach wie vor im Restaurant und bietet bis zu 14 Personen einen ganz besonderen Platz.

Der neue Drahrer-Tisch – Eine Tradition lebt wieder auf!

Eigentümer-Familie Kanduth hat diesen historischen Stammtisch stets in Ehren gehalten und setzt die karitative Tradition der Drahrer nun im Rahmen des jährlichen Sandwirth Kirchtags fort.

Um Spenden für „Kärntner in Not“ zu sammeln, wurde ein neuer Drahrer-Tisch ins Leben gerufen und nachgebaut. Unter dem Motto „Nageln und Spenden“ ist nun jeder eingeladen, sich am Drahrer-Tisch zu verewigen! Wie auch anno dazumal kann sich das Nageln des gesamten Namens über längere Zeit erstrecken und findet in geselligem Rahmen des jährlichen Sandwirth Kirchtags statt. So kann jeder Unterstützer sein finanzielles Engagement zeitlich bestimmen.

Mit einer Mindestspende von € 100,- kann sich jeder einen Platz auf der Tischplatte sichern und seinen Namen, seine Initialen oder Firmennamen verewigen. Pro Nagel fließen € 10,- an „Kärntner in Not”.

So lebt der Geist der Drahrer weiter, verbindet Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise und tut dabei – wie damals – Gutes.

Die Geschichte der Drahrer

Im Dezember 1899 erwarben Joseph und Franziska Jamek das Hotel Sandwirth um damals 100.000 Gulden und machten es schnell zu einem zentralen Treffpunkt in Klagenfurt. Der Vorgarten mit Musikpavillon bei der alten Stadtmauer wurde renoviert und die Sandwirthsäle eröffnet, die bis zu 1000 Personen fassten und zu einem beliebten Veranstaltungsort für Feste, Bälle und Konzerte wurden.

1900 wurde die weitum bekannte „Drahrer-Runde“ im Sandwirth gegründet, die Geld für wohltätige Zwecke sammelte. Die Unterschriften der Mitglieder wurden mit Kupfer- und Silbernägeln am Stammtisch ausgenagelt. Jeder Nagel bedeutete eine Geldspende in der Notzeit des Krieges (Erster Weltkrieg). Ab 1916 hatte dieser Tisch im Sandwirth seinen festen Platz.

Der Verein umfasste 80 bis 100 Mitglieder. Männer und Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten – vom Straßenkehrer bis zum Bürgermeister. Man saß jeden Tag mehrmals im Sandwirth an einem großen Stammtisch zusammen, um sich von der Arbeit des Tages zu erholen, Sorgen zu besprechen und Erfahrungen auszutauschen. Auch wirtschaftliche Fragen wurden hier diskutiert, Informationen ausgetauscht und Abhilfe geschaffen in mancherlei Not. Es gab eine Vereinskasse, die auch „Kindelkasse“ genannt wurde und durch Spenden, Vereinsstrafen und Kartenrunden gefüllt wurde.

Die Führungsriege setzte sich aus dem „Ober-Drahrer“, dem „Unter-Drahrer“ und dem „Drahrer-Schreiber“ zusammen. Zusätzlich gab es den „Säckelwart“, der für die Finanzen verantwortlich war.

Der Begriff „Drahrer“ bedeutet „Nachtschwärmer“ und stammt vom Wort „drahen“, das für „abends ausgehen“ steht, ab (H.C. Artmann: Österreichisch-Deutsch, 1955).

So hatte der Verein auch gegen den Ruf zu kämpfen, dass in der Runde nur geschnapst und getrunken werde. Der Name „Drahrer“ war somit so mancher Ehefrau ein Dorn im Auge.

Wohltätigkeit und Zusammenhalt

Im Ersten Weltkrieg sammelten die Drahrer Geld für die Kriegsanstrengungen und später für Kinder in Not. Auch Unwetteropfer wurden finanziell mit Spenden unterstützt. Sie veranstalteten gesellige Abende und Konzerte und stellten eine Musikkapelle genannt „Drahrer- Fünfklang“ zusammen. Der Erlös aus den Kartenverkäufen kam Kindern aus armen Verhältnissen zugute.

Es existiert beispielsweise ein Ansuchen der Drahrer-Runde an den Gemeinderat der Stadt Klagenfurt vom 5. Juli 1919, worin ersucht wird, vom 1. August bis 15. September 1919 Geselligkeitsabende im „Grossgasthofe Sandwirt“ abhalten zu dürfen, um dann die Erlöse wieder Kindern zugutekommen zu lassen.

Jedes Jahr wurden 12 Buben und 12 Mädchen am Stefanitag neu eingekleidet und mit Geschenken bedacht – eine Tradition der Herzlichkeit und Nächstenliebe.

Besondere Anlässe und Treffen wurden in einem eigenen Drahrer-Buch festgehalten.

Nach dem 2. Weltkrieg war es trotz aller Bemühungen nicht möglich, die Drahrer-Runde wieder aufleben zu lassen und so fand das letzte Drahrer-Treffen am Drahrer-Tisch am 24.03.1954 statt.

Daraufhin wurde für Familie Jamek der Drahrer- Stammtisch zum Familientisch, wo 8 Personen Platz fanden. Als Familie Kanduth den Sandwirth im Jahr 2000 kaufte, legte sie großen Wert darauf, dass die historische Tischplatte beim Haus verbleibt, um ein Stück Klagenfurter Geschichte auch in Zukunft weitererzählen und nun wieder erleben zu können.

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